Um exakt 17:39 Uhr war es am 07. Mai, exakt 3 Wochen vor Saisonende der Kreisliga OS-Land, klar: Die Meisterschaft 2017 geht an den SV Harderberg. Was in dieser Minute von der Tabelle offenbart wurde, brauchte noch etwas Zeit, bis die Akteurinnen die Fakten wirklich fassen konnten.
Aber zunächst einmal zur Ausgangslage. Vier Spieltage vor Toreschluss begann für die Damen des SVH das Restprogramm der Meisterschaft. Ein Programm, dass es in sich hat: Die Verfolger von Platz 2-5 warten zu diesem Zeitpunkt auf den noch verlustpunktfreien Tabellenführer. Den Anfang macht die SG Pye / Büren mit einem unangenehmen Auswärtsspiel für die Harderberger. Fast Zeitgleich wurde an diesem Samstagnachmittag die Partie BW Schwege – SG Bohmte / Ostercappeln / Schwagstorf eine Stunde früher angepfiffen.
Bohmte, mit 8 Punkten Rückstand auf den Tabellenführer, würde in einer Woche zum direkten Duell in den Sportpark reisen und mit heutiger Schützenhilfe von Pye auf 2 Punkte Rückstand verkürzen können, ein Szenario, dass dem Trainerteam bei einem alles andere als breiten Kader an diesem Samstag sehr präsent war. Und eben jenes Szenario nahm nach 20 gespielten Minuten etwas Gestalt an, als Pye den Führungstreffer gegen den SVH markierte und Bohmte beim Zwischenstand von 1:1 etwa 40km südlich in der Schlussphase nochmal drückte.
Zu diesem Zeitpunkt merkte man dem Team um Spielertrainerin Nina Heuer durchaus an, dass der Kopf in so einer entscheidenden Phase eine Rolle spielt: Die eigenen Angriffsversuche verliefen oft im Sande und konnten nur wenig Struktur bieten. Hinzu kam die Pokalwoche: Drei Tage zuvor sicherte sich das Team in Dodesheide den Finaleinzug. Zeitlgleich scheiterte Bohmte in der Elfmeterlotterie an Neuenkirchen, ein vielleicht entscheidender Faktor, wie sich später noch herausstellen sollte. Erst zum Ende der ersten Hälfte konnten zwingendere Torchancen herausgespielt werden. Es blieb bei dem knappen Rückstand zum Pausentee, jedoch hatte sich am Platz der Endstand aus Schwege kurz zuvor rumgesprochen: Die Hausherren, oder in diesem Fall Damen, konnten 4 Minuten vor Schluss gegen Bohmte noch den Lucky Punch zum 2:1 landen. Dieses Ergebnis war zunächst eine Erleichterung, nichts von dem Vorsprung einbüßen zu können, und wenig später die große Motivation an die Mannschaft schon heute in Pye alles klarmachen zu können.
Mit Beginn der zweiten Spielhälfte merkte man den Harderbergerinnen durchaus den großen Willen an das Spiel noch zu drehen. Es fehlten jedoch zunächst weiterhin die entscheidenden Ideen und damit zwingende Torchancen. Etwa 10 Minuten nach Wiederanpfiff konnte beinahe Pye das zweite Tor markieren. Vorausgegangen war die erste zwingende Torchance der Gäste in Durchgang zwei und ein Konter mit einem freistehenden Abschluss aus etwa 11 Metern, den Saskia Kleine im Tor der Herderberger glänzend parieren konnte. Zwei Szenen innerhalb von einer halben Minute, die noch einmal alle Akteure wachrüttelten und nur wenig später ein Tor für die Gäste bescherte. Durch einen Freistoß aus dem Halb Feld, der durch Freund und Feind in das lange Eck eintrudelte, konnte Nina Heuer die Aufholjagd einläuten. Nun begann ein Sturmlauf des SVH mit einigen Großchancen, welcher in der 66. Spielminute von Theresa Köhne durch einen Kopfball zum 1:2 belohnt wurde.
In den folgenden Spielminuten deutete sich mehr und mehr ein abflachendes Spiel an. Die Kräfte ließen auf beiden Seiten nach. Trotz alledem nahm sich Spielführerin Malin Heuer in der 79. Minute noch einmal ein Herz und drosch den Ball Mustergültig aus etwa 30 Metern in die Maschen zum 1:3 Endstand. In der Schlussminute verletzte sich noch eine Spielerin der SG schwer an der Schulter, wodurch das Spiel anschließend nicht mehr angepfiffen wurde. Wir wünschen der Spielerin auf diesem Wege eine gute Besserung.
Somit passte sich der unübliche Schlusspfiff dem Spieltag an: Harderberg ist Meister, dies habe bei den außenstehenden Personen niemanden mehr überrascht – der Zeitpunkt jedoch schon. Gerade dem Trainerteam war neben der Freude noch mehr die Erleichterung anzumerken. Spielertrainerin Nina Heuer: „Ich bin sehr froh, dass wir schon heute alles unter Dach und Fach bringen konnten, besonders bei dem Restprogramm. Nun können wir uns ganz auf das Pokalfinale am Pfingstwochenende konzentrieren, um das Double perfekt zu machen.“ Eine Meinung, die Dirk Heuer und Michael Schlinge teilten und von letzterem noch ergänzt wurde: „Eine unglaubliche Saison: Rechnet man den Pokal mit haben wir zu diesem Zeitpunkt aus 27 Spielen 27 Siege eingefahren. Dabei waren aber auch einige enge Spiele, die sogar noch gedreht werden mussten, eben wie heute. Das schaffst du nur mit einer wahren Teamleistung. Nun liegt der Fokus voll und ganz auf Anfang Juni, um der Saison die Krone aufzusetzen.“ Dirk Heuer stellte derweil bereits erste „Medizin“ bereit, um die Muskulatur für die nächsten Aufgaben wieder auf Trapp zu bringen.
Seit der Winterpause ist bekannt, dass das Trainerteam im Sommer geschlossen aufhören wird. Nach vier Jahren zwingen vor allem berufliche Verpflichtungen die Übungsleiter dazu das Ruder weiterzugeben. Im Sommer 2013 gegründet, in der ersten Saison überraschend die Meisterschaft in der 1. Kreisklasse gefeiert und in den Folgejahren stetig weiterentwickelt, kann bei der Damenmannschaft auf vier beeindruckende Jahre zurückgeblickt werden. Ein Lohn der zu einem ganz großen Teil Nina Heuer zuzurechnen ist, die sich nebenbei im letzten Jahr mit dem B-Trainerschein auch die Qualifikation seitens des NFV sicherte. In der nächsten Saison wird Uwe Nölker mit seinem Trainerstab neue Akzente setzen, dann aber überregional.
Wie bereits kurz angeschnitten steht am 02. Juni um 19 Uhr in Neuenkirchen das Kreispokalfinale an. In diesem besonderen Spiel wird sicherlich vor einer beeindruckenden Kulisse noch einmal alles abverlangt, um sich auch den Pokal sichern zu können. An dem diesjährigen Pfingstwochenende stehen dem SV Harderberg zusammen mit der 39. Auflage des Pfingstcups jedenfalls große Fußballtage ins Haus.
